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Deutsche Heiligtümer: Die WG






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"Deutschlands größte WG"
DPA
"Deutschlands größte WG": Mitglieder der Wohngemeinschaft "WG Café" beim Essen. Hier wohnen insgesamt 25 Männer und Frauen in einer riesigen WG auf 1500 Quadratmetern - und die WG will sich weiter vergrößern. Bis zu 40 Leute sollen hier bald wohnen, 150 stehen bereits auf der Warteliste.

Handelsblatt über WGcafe


DÜSSELDORFER PLANEN DEUTSCHLANDS GRÖSSTE WEin „buntes Sammelsurium von Leuten“

Bei zunehmendem Berufs-Nomadentum und überteuerten Mieten erlebt die WG als Lebensform eine Renaissance. In Düsseldorf ist ein besonders ambitioniertes Projekt gestartet: „Herbergsvater“ Klaus will die größte Wohngemeinschaft Deutschlands schaffen.
http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-aller-welt/ein-buntes-sammelsurium-von-leuten/2609338.html?p2609338=2
Abendessen im "WG Café". Foto: dpa Quelle:
Abendessen im "WG Café". Foto: dpa
HB DÜSSELDORF. „Wenn jemand das zweite, dritte Mal bei uns am Tisch sitzt, frag' ich ihn, ob er hier wohnt.“ Im „WG-Café“ in Düsseldorf kann man schnell mal den Überblick verlieren. 25 Frauen und Männer leben in einer großen Wohngemeinschaft auf 1500 Quadratmetern unter einem Dach – bei ständig wechselnder Zusammensetzung. In einem Monat sollen es schon 40 Mitbewohner sein.
Vor einem Jahr hatte Klaus Moskop (42) die Idee zu „Deutschlands größter WG“ und machte sich umgehend an deren Umsetzung. Nun ist ein umgebautes Autohaus samt angrenzender Wohnungen Heimstätte eines „bunten Sammelsuriums von Leuten“.
Das Herz der Wohngemeinschaft schlägt am großen Küchentisch. Hier sitzen allabendlich Anwälte, Studenten, Hartz-IV-Geld-Empfänger, Werber, Stahlhändler und der Chefkonditor eines großen Hotels zum gemeinsamen Essen zusammen. Hier klingt bei Altbier, Spanferkel und Zigarren der Tag aus. „Es ist bei uns so interessant, weil alle total unterschiedliche Charaktere sind“, preist Natasha die Vorzüge ihrer „Patchwork-Familie“ an. Die 24-jährige Hamburgerin ist vor vier Monaten zum Architekturstudium nach Düsseldorf gezogen. „Um Leute in neuer Umgebung kennen zu lernen, ist unsere WG ideal.“
Auch „Herbergsvater“ Klaus zieht nach einem Jahr stolz Zwischenbilanz: „Alle verstehen sich, es gab noch nie einen offenen Konflikt, und wir können uns vor Anfragen kaum retten.“ Mehr als 150 Bewerber würden auf der Warteliste stehen.
Kein Wunder, schließlich hat das „WG-Café“ eine Menge Vorzüge. Für eine Miete zwischen 300 und 400 Euro pro Monat steht den „Kommunarden“ Köchin, Putzkraft sowie freier Telefon- und Internetanschluss zur Verfügung. „Sauberkeit, Geldangelegenheiten, die Umverteilung von Diensten – wo es in anderen WGs Streit gibt, haben wir keine Probleme“, erläutert Klaus sein All-inclusive- Angebot.





































Während für den Internetunternehmer das Wohnexperiment eine Lebensaufgabe ist, betrachten die meisten das „WG-Café“ als Durchgangsstation. „Mit der Idee, bis zum Sanktnimmerleinstag hier zu wohnen, kommt keiner hierher“, sagt Alexander. Manchmal habe man schon das Bedürfnis nach etwas mehr Ruhe und Privatleben, pflichtet ihm Mitbewohnerin Nathalie bei. Das 19-jährige „WG-Nesthäkchen“ macht derzeit ein Praktikum bei einem Düsseldorfer Theater und will noch „maximal ein Jahr“ bleiben. Den Haustürschlüssel muss sie dann aber nicht abgeben: Allen Ex-Bewohnern steht das „WG-Café“ jederzeit offen.
Doch egal, ob sie schon nach kurzer Zeit wieder ihre Koffer packen wollen oder sich für länger einrichten – von der Idee der Groß-WG sind alle Bewohner begeistert. „Hier ist der Zeitgeist. Für mich ist die WG eine Essenz der momentanen gesellschaftlichen Neuordnung“, sagt WG-Senior Stefan. Nach der Trennung von seiner Familie hat der 45 Jahre alte Chirurg dort Unterschlupf gesucht, um nicht alleine zu sein. „Hier gibt es nicht nur Halli-Galli, sondern auch viele intensive Situationen.“
Den Erfolg seines Wohnexperiments führt „WG-Papa“ Klaus auf die veränderten Lebensbedingungen im 21. Jahrhundert zurück. „Diese Art des Wohnens wird in ganz Deutschland wieder entdeckt werden.“

IDEEN-CAMP Mehr Gefühl für die digitale Welt


IDEEN-CAMPMehr Gefühl für die digitale Welt

Sechs Wochen lang dachten junge Menschen in einem Ideen-Camp über die Zukunft der Arbeit nach.
Was sagt der Roboter-Kollege da? Eine Vision von der Arbeitswelt der Zukunft
Was sagt der Roboter-Kollege da? Eine Vision von der Arbeitswelt der Zukunft
Berlin ist für Sagarika Sundaram Tempelhof. Ihr Zuhause bis Ende November: ein Spanplatten-Wohncontainer mit einer weißen Jalousie als Tür, einem Bett an der hinteren Containerwand, einem Schrank und mit einer rechteckigen Öffnung in der Decke, damit auch in der Nacht Luft hineinkommt. Ihre Umgebung: zwei Stockwerke in einer ehemaligen Malzfabrik; Hallen mit Laptops und Holz und Papier zum Basteln, ein Raucherzimmer, und das meiste mit grauem Teppich ausgelegt. Als sie sich beworben hat, dachte sie: »Toll, sechs Wochen Berlin.« Nur, von Berlin hat sie wenig gesehen.
Sechs Wochen lang haben 28 junge Menschen, ausgewählt aus über 600 Bewerbern, im Ideen-Camp Palomar5 gelebt, bei dem es vor allem um eines gehen sollte: Wie kann die Zukunft der Arbeit unter digitalen Bedingungen besser, freier, gerechter werden? Benannt wurde das Projekt nach einem Kugelsternhaufen, der die Milchstraße umkreist. Sein Pendant in Berlin: die stillgelegte Fabrik in Tempelhof gleich neben einem der größten Ikea-Märkte Deutschlands. Doch wo dessen Kunden sich in ihrer eigenen kleinen Welt einrichten, ging es für die Teilnehmer des Camps ums Ganze. Junge Designer, Wissenschaftler, Ingenieure, eine ehemalige Bankerin, eine Biologin, die selbstverständlich mit den neuen Medien arbeiten. Aber sie alle finden, dass diese Hilfsmittel noch viel besser werden könnten. In Berlin arbeiteten sie an Ideen, die den Büroalltag im Kleinen entzerren und im Großen mehr Menschen weltweit die Teilhabe an der digitalen Kommunikation erlauben könnten.
Sagarika ist 23, sie ist in Indien geboren, in Dubai aufgewachsen, sie hat in London, Zürich und den USA gelebt. Bald will sie zurück nach Indien und als Grafikdesignerin selbstständig arbeiten. Heute ist sie im Stress. Es ist der Freitag vor der Abschlusspräsentation. Sagarika sitzt mit Gijs aus den Niederlanden vor einem Laptop. Sie überlegen, wie sich ihre Idee für die Besucher visualisieren lässt. Wie ein DJ, der Musik von verschiedenen Platten zu einem neuen Stück vermischt, soll der Computer einmal Informationen zu einem Suchbegriff von allen möglichen Quellen heranziehen und neu zusammensetzen. Von individuellen Informationslandkarten träumen die Erfinder.
»Wir haben den Anspruch, mehr zu sein als nur Kunst und ein Ort, wo man sich austoben kann«, sagt Jonathan Imme, Mitgründer und Sprecher des Projekts, 25 Jahre alt, das iPhone stumm geschaltet und trotzdem ständig am Telefonieren. »Mehrwert« ist das Zauberwort, gerade weil es um ein Thema geht wie Arbeit, das viele Menschen betrifft und auch die Vordenker der digitalen Welt noch jahrelang beschäftigen wird. Darum sollen die Ideen der Teilnehmer zu Projekten und vielleicht einmal zu Produkten werden – oder zumindest sollten sie Denkanstöße geben. So interessieren sich auch viele Unternehmen für Palomar5, die Telekom als Geldgeber; BMW, SAP und andere als Gesprächspartner. Sie schauen regelmäßig während der sechs Wochen vorbei, um mit den Teilnehmern über deren Ideen zu diskutieren. Und der Musikwirtschaftler Jonathan Imme und seine fünf Mitorganisatoren grübeln darüber nach, wie es weitergehen soll, wie sie unabhängig werden und bleiben können.
Vor einem Jahr hatte er seine Idee auf einem einschlägigen Kongress geäußert: einen Raum eröffnen, in dem Ideen zu Ende gedacht werden können. Die Telekom biss an, ließ die Gruppe um Imme ein Konzept erarbeiten und blieb auch danach an Bord. Die Gelder verwalteten Imme und die Organisatoren selbstständig, inhaltlich waren sie frei. Die Teilnehmer bekamen die Reise, Kost und Logis. »Wir selbst zahlen uns ein verlängertes Praktikanten-Gehalt.« Sie haben einen gemeinnützigen Verein gegründet, um das Projekt zu stemmen: »Wir wollten kein gewinnorientiertes Gewerbe daraus machen«, sagt Imme. Trotzdem soll das Ganze auch nach den ersten sechs Berliner Wochen weitergehen, für das nächste Jahr ist die Gruppe gerade in Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern. »Langfristig soll Palomar5 allerdings nicht mehr von Sponsoren abhängig sein.« Dass man ihre Idee nicht auch eine Nummer kleiner hätte fahren können, davon sind sie überzeugt. »Wenn man wirklich Impulse geben will, braucht man einen gewissen Hebel«, sagt Imme.
Sie selbst haben viel gelernt, haben erlebt, wie Gruppenbildung funktioniert, wie man Zusammenarbeit definiert und wie man Selbstorganisation und Motivation fördern kann. Vielleicht lässt sich davon etwas weitergeben. Und am Ende könnten aus einigen Ideen wirklich Produkte werden und ein Teil der Erlöse könnte zurückfließen an Palomar5. Noch ist das Zukunftsmusik.
Mehr Gefühl für die digitale Welt
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Visionen von morgen

Jetzt stellen die Teilnehmer erst einmal ihre Ideen vor. Ein Konzept für eine Plattform ist dabei, mit dem Start-ups sich einmal besser vernetzen könnten, damit ihnen wichtiges Expertenwissen und professionelles Feedback, an das große Unternehmen ganz einfach kommen, nicht verloren gehen. Ein Teilnehmer will über Satelliten Internetverbindungen in die entferntesten Weltgegenden bringen. Der Prototyp eines digitalen Notizzettels ist entstanden, mit dem Texte und Zeichen erfasst und auf einen Bildschirm übertragen werden können. Dazwischen liegt nur eine Handbewegung, ein analoger Schritt. Und eine Arbeitsgruppe, bestehend aus zwei jungen Frauen, fragt, wie sich mehr Liebe an den Arbeitsplatz bringen lässt. Im Essensraum haben sie ein Plakat aufgehängt und ihre Mitbewohner in der Tüftler-WG gefragt, was das Unvergesslichste war, was ein Partner je für sie getan hat. »Mich mit ihr Schluss machen lassen« steht darauf oder: »Zu weinen, als ich nach Spanien gehen musste.« Sie haben Interviews in Unternehmen geführt und sind der Frage nachgegangen, was dem Arbeitnehmer fehlt, damit er auch im Job wieder zum Menschen werden kann. Eine interaktive Plattform zu dem Thema entsteht, sie können sich auch vorstellen, Unternehmen zu beraten.
Was die Konzepte und Ideen verbindet, ist der Wunsch nach mehr Emotion. »Es fehlt manchmal Gefühl in der digitalen Welt«, sagt Sagarika. Ihr Teamkollege Gijs sagt: »Die Technologie sollte für uns da sein und nicht umgekehrt.« – »Wir müssen wieder analoge Schritte einziehen«, sagt der Organisator Jonathan Imme.
Als kleines Einzelprojekt hat Sagarika eine digitale Collage gebastelt. Die fünf Kontinente hat sie aufgemalt und daneben Kopien ihrer Visa gestellt, für die Schweiz und Singapur. Ein Chat mit ihrer Oma in Indien ist protokolliert und ein Dokument von ihrer Mutter. »Gebete für jeden Tag«. Gleich am Morgen soll Sagarika, wenn es nach ihrer Mutter geht, ihre Handfläche anschauen und die Göttinnen, die darin wohnen, anrufen. Global aufgewachsen ist sie, aber trotzdem sei sie noch sehr indisch. »Wir bewahren unsere Identität heute über das Internet.« Es ist die Suche nach einem Ort, an dem man sich zu Hause fühlen kann. Wie man die eigene Herkunft und die eigene Persönlichkeit in der vernetzten Welt bewahren kann, auch darum geht es bei diesem Camp der Zukunft. Frühmorgens gebetet aber hat Sagarika schon lange nicht mehr.

WG-KOCHABENDE Tischlein, wechsel dich


WG-KOCHABENDETischlein, wechsel dich

In Dresden treffen sich WGs zum Blind Date. Eine Initiative für mehr Interdisziplinarität.
Beim gemeinsamen Essen Vorurteile ablegen, das ist auch ein Ziel von Meet&Eat
Beim gemeinsamen Essen Vorurteile ablegen, das ist auch ein Ziel von Meet&Eat
Dass Maschinenbauer Germanisten bekochen, kommt gewöhnlich selten vor. In Dresden soll sich das jetzt ändern. Da reißt das Studentenforum die Mauern zwischen den Fakultäten ein und veranstaltet interdisziplinäre Kochabende. Die drei Gänge – Vorspeise, Hauptgericht und Dessert – werden von Teams in verschiedenen WGs gekocht. Nach jedem Gang muss die Tischgesellschaft sportlich die Location wechseln, um weiteressen zu können.
Insgesamt 15 WGs haben am ersten Meet&Eat in Dresden teilgenommen. Sie alle kannten einander vorher nicht und meldeten sich in der guten Absicht an, die anderen Teams zu bekochen und Kommilitonen kennenzulernen, an denen man auf dem Campus vermutlich vorbeigegangen wäre.
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Oder wann sonst hat man schon Gelegenheit, seine Klischees über andere Fächer und die Träger von Karohemden, Perlenohrringen oder Che-T-Shirts zu überprüfen?
Anatol hat sie genutzt. Er hatte Spargelcremesuppe in seiner eigenen Wohngemeinschaft als Vorspeise gekocht. Danach komplimentierte er die Gäste hinaus und folgte ihnen in die nächste Wohnung. Da wartete schon marokkanische Lamm-Tajine; in der übernächsten lockte Tiramisu.
Die interdisziplinäre Tafelrunde unterhielt sich über rotes Basilikum und den Süden Brasiliens, aber auch über die Fristen für die Abschlussarbeit. Bei der gemeinsamen Abschlussparty des Studentenforums spielte der DJ lange vor leeren Reihen – weil die Leute an den Tischen lieber weiter quatschten.

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