http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1139127216698.shtml
Ein buntes Sammelsurium
25 Frauen und Männer leben unter einem Dach - bei ständig wechselnder Zusammensetzung. In einem umgebauten Düsseldorfer Autohaus soll Deutschland größte Wohngemeinschaft entstehen.
Auch "Herbergsvater" Klaus zieht nach einem Jahr stolz Zwischenbilanz: "Alle verstehen sich, es gab noch nie einen offenen Konflikt, und wir können uns vor Anfragen kaum retten." Mehr als 150 Bewerber würden auf der Warteliste stehen.
Kein Wunder, schließlich hat das "WG-Café" eine Menge Vorzüge. Für eine Miete zwischen 300 und 400 Euro pro Monat steht den "Kommunarden" Köchin, Putzkraft sowie freier Telefon- und Internetanschluss zur Verfügung. "Sauberkeit, Geldangelegenheiten, die Umverteilung von Diensten - wo es in anderen WGs Streit gibt, haben wir keine Probleme", erläutert Klaus sein All-inclusive- Angebot.
Während für den Internetunternehmer das Wohnexperiment eine Lebensaufgabe ist, betrachten die meisten das "WG-Café" als Durchgangsstation. "Mit der Idee, bis zum Sanktnimmerleinstag hier zu wohnen, kommt keiner hierher", sagt Alexander. Manchmal habe man schon das Bedürfnis nach etwas mehr Ruhe und Privatleben, pflichtet ihm Mitbewohnerin Nathalie bei. Das 19-jährige "WG-Nesthäkchen" macht derzeit ein Praktikum bei einem Düsseldorfer Theater und will noch "maximal ein Jahr" bleiben. Den Haustürschlüssel muss sie dann aber nicht abgeben: Allen Ex-Bewohnern steht das "WG-Café" jederzeit offen.
Doch egal, ob sie schon nach kurzer Zeit wieder ihre Koffer packen wollen oder sich für länger einrichten - von der Idee der Groß-WG sind alle Bewohner begeistert. "Hier ist der Zeitgeist. Für mich ist die WG eine Essenz der momentanen gesellschaftlichen Neuordnung", sagt WG-Senior Stefan. Nach der Trennung von seiner Familie hat der 45 Jahre alte Chirurg dort Unterschlupf gesucht, um nicht alleine zu sein. "Hier gibt es nicht nur Halli-Galli, sondern auch viele intensive Situationen."
Den Erfolg seines Wohnexperiments führt "WG-Papa" Klaus auf die veränderten Lebensbedingungen im 21. Jahrhundert zurück. Bei zunehmenden Berufs-Nomadentum und überteuerten Mieten werde die WG als Lebensform eine Renaissance erleben. "Diese Art des Wohnens wird in ganz Deutschland wieder entdeckt werden."
(Internet: www.wgcafe.de)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen