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Car-Loft-Prototyp entsteht in Berlin Kreuzberg Garage auf der Etage


Car-Loft-Prototyp entsteht in Berlin KreuzbergGarage auf der Etage

Was man liebt, will man immer um sich haben. Das gilt selbstredend für Personen, da heißt das Ganze dann üblicherweise Familie. Es gilt aber zunehmend auch für Produkte. Gerade für Autos. Das nennen wir dann einen Wagenpark. Manch einer liebt diese Zweitfamilie sogar mehr als die anverwandte, aber das ist ein anderes Thema.
Glänzende Aussicht: Vom Car-Loft blickt der stolze Autobesitzer auf lackierte Landschaften.Bild vergrößernGlänzende Aussicht: Vom Car-Loft blickt der stolze Autobesitzer auf lackierte Landschaften. handelsblatt.com
DÜSSELDORF. Wenn es allerdings ans Abstellen geht, begehen alle stolzen Besitzer unweigerlich Verrat an ihrer Leidenschaft. Da wird der Aston Martin einfach achtlos auf der Straße zurückgelassen, die Borgward Isabella steht einsam in einem schummrigen Keller, stets den Blicken und wildfremden Begehrlichkeiten ausgeliefert.
Dem hilft nun ein findiger Architekt ab: Stolz präsentiert Manfred Dick ein sechsgeschossiges Sperrholz-Modell: ein Wohngebäude in Berlin im Loft-Stil mit Lastenaufzügen, die die Karossen zum Familienmitglied machen. Warum das Blech-Schätzchen nicht einfach "mit nach oben nehmen"?
Geboren wurde die Idee, es sei geklagt, allerdings vergleichsweise unerotisch. Beim Kölsch in der Politikerkneipe "Ständige Vertretung" in Berlin-Mitte sinnierte Dick mit seinem Geschäftspartner Johannes Kauka, wie man ein Bauvorhaben retten könnte, das durch einsickerndes Grundwasser in die Tiefgarage zu platzen drohte. Die Idee: Warum nicht die geforderten Stellplätze gleich auf jedem Stockwerk anbieten? Und schon war das spleenige Projekt am Paul-Linke-Ufer, einer beliebten Berliner Wohngegend, abgemacht.
In Großstädten löst Car-Loft neben dem Beziehungsstress von Mensch und Maschine gleich mehrere Probleme: nie wieder Parkplatzsuche, das Auto steht warm und trocken und vor allem: Man steigt aus und ist schon im Wohnzimmer.
Automobil-Liebhaber, die ihr adoptiertes Familienmitglied immer im Blick haben möchten, lassen sich die Wand vom Wohnzimmer zur Balkongarage verglasen. Und wer den voyeuristischen Neigungen der Nachbarn Futter geben möchte, kann die Lamellenwand der Car-Loggia zur Straßenseite aufschieben.
Um die Großfamilienidylle in der Großstadt komplett zu machen, gibt es neben jeder Wohnung einen Etagengarten. Je nach Loft variiert die Grünfläche zwischen 45 und 185 Quadratmetern. Im Penthouse liegt der Garten unter freiem Himmel, in den anderen Etagen ist er überdacht. Gartenarchitekten gestalten jeden dieser Gärten nach Wunsch des Käufers - ob als Rasenfläche, mit Kies ausgelegt oder mit Holzplankenboden.
Die S-Klasse im Autohaus ist das Car-Loft-Penthouse: 539 Quadratmeter mit Kaminzimmer, einer Wasserfläche auf der Dachterrasse und einem luxuriösen Bade- und Schlafbereich.
50 Prozent der Wohnungen sind bereits verkauft, vornehmlich an Nichtberliner, die sich ein Zweitdomizil mit Autoanbindung leisten. "Ich bin kein so extremer Auto-Fan, dass ich jeden Tag über die Karosse streiche", sagt einer der Käufer, der seinen Familiennamen und seine Automarke ungern preisgeben möchte. "Doch für mich als Automobil-Designer passt der funktionale Hintergrund des Konzepts, wie man sich denken kann, eins zu eins. Das Konzept des Car-Lofts hat mich gleich überzeugt. Und ich wohne gern in Berlin."
Doch nicht nur für Hätschelfreunde des Wagenparks ist die Garage auf der Etage eine interessante Alternative: Nachts muss man nicht mehr über dunkle Parkplätze oder durch unheimliche Tiefgaragen laufen. Und fürs Lackzerkratzen sind höchstens die eigenen Familienmitglieder verantwortlich.
Die Sicherheit kostet etwa zehn Prozent Grundfläche im Vergleich zu einer gleich großen Wohnung ohne Stellplatz. Doch der Komfort, den der Mieter durch das Auto in Griffweite hat, wiege diesen Platzbedarf auf, ist sich Dick sicher: "Außerdem hat man einen zusätzlichen Raum, zum Beispiel für eine Party oder als Hobbyraum."
Auch preislich soll das Auto-Lifting im Rahmen bleiben. "Viele denken, ein extra Aufzug für Autos sei immens teuer. Wir haben jedoch nachgerechnet: Die Kosten sind in etwa die gleichen, die für einen Tiefgaragenplatz aufgewendet werden müssen", sagt Johannes Kauka. Außerdem sei das Parkdeck an der Wohnungstür "superpraktisch nach Großeinkäufen". Deshalb sind in den Car-Loggias gleich Regalnischen eingebaut, in die von der Golfausrüstung bis zur Bierkiste alles hineinpasst.
Optische und akustische Signale unterstützen bei der Ein- und Ausfahrt, damit die neu gewonnene Wohngemeinschaft nicht gleich Schrammen bekommt. Autostaus im Aufzug soll eine Software vermeiden helfen. Mehr noch: Wer morgens pünktlich aus dem Haus muss, kann seinen Car-Lift am Vorabend bestellen.
Ganz wie man die Familienmitglieder schon an ihren Schritten im Hausflur erkennt, merkt sich der Car-Loft-Lift den Wagen. Wenn der Wohnungseigentümer in der Nähe der Einfahrt ankommt, funkt ein Peilsender im Auto Signale an den Aufzug, der den Wagen dann automatisch vor die entsprechende Wohnung fährt. Im Moment arbeiten die Architekten an einem Moodboard, das ein Stück der Wohnung des jeweiligen Nutzers in den Aufzug projizieren soll. Denn ganz wie mit dem Automobil ist es ja auch mit der Einrichtung: Was man liebt, will man immer um sich haben.

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