Die Rothenfußer-Wohngemeinschaft ist ein Modellprojekt zur Betreuung pflegebedürftiger Demenzkranker mit einem Bleiberecht bis zum Tod, das auch vom SZ-Adventskalender schon bedacht wurde: Er spendete eine Sitzecke. Möglich wurde die neue Betreuungsform durch die finanzielle Unterstützung der Jacob und Marie Rothenfußer Gedächtnisstiftung. Anders als im Heim komme den Angehörigen in der Wohngemeinschaft ein besonderes Mitspracherecht zu. "Man kann es fast mit einer Elterninitiative vergleichen", beschreibt Reder die Arbeitsweise.
Warum sitzten die Stasimareike und der Gameloftulfi zu Hause auf dem Sofa?
31 Anzeigen beim Staatsanwalt, Ordnungsamt und bei den Baubehörden machen auch nicht glücklich und verschlechtern die Chancen auf eine Abfindung erheblich.

Der erste und einzige WG Rauswurf in der Geschichte vom WGcafe?
Wen bringen wir jetzt im Zimmer von Alexander unter?

Alzheimer-WG Glücksgriff für alle
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on Freitag, 19. August 2011
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Von Gudrun Passarge
In der Münchner Rothenfußer-Wohngemeinschaft wohnen pflegebedürftiger Demenzkranke zusammen. Hier werden ihre Eigenheiten und die Angehörige entscheiden mit, was immer in der WG passiert.
"Sah ein Knab' ein Röslein stehen" singt die Frauenrunde, nicht immer mit dem richtigen Ton, nicht immer mit dem richtigen Text, aber mit viel Freude. Sechs Frauen mit schlohweißen Haaren, die meisten von ihnen im Rollstuhl, sitzen am riesigen Esstisch vor ihren Blümchen-Kaffeetassen und singen voller Freude. Eine siebte Frau, die jüngste in der Wohngemeinschaft, übt lautstarken Protest. Diese Art von Liedgut ist nicht nach ihrem Geschmack, sie bevorzugt Elvis. Alltag in der Rothenfußer-Wohngemeinschaft für verwirrte ältere seelisch behinderte Menschen in München.
Ulrike Reder ist Projektleiterin der Wohngemeinschaft und Geschäftsführerin des Vereins Carpe Diem, der die Betreuung in der WG stellt. "Das hier ist in erster Linie ein Ort des Wohnens, nicht des Gepflegtwerdens", sagt sie. Deswegen gestaltet jede Bewohnerin ihr Zimmer nach eigenen Wünschen, deswegen versuchen Betreuer und ehrenamtliche Helfer, einen ganz normalen Alltag mit den Seniorinnen zu leben. Sie helfen bei täglichen Arbeiten wie Kochen und Einkaufen und natürlich bei der Körperpflege. Die Bewohnerinnen, sie sind zwischen 60 und 90 Jahre alt, würden mit ihren biographischen Eigenheiten angenommen und akzeptiert.
Die Rothenfußer-Wohngemeinschaft ist ein Modellprojekt zur Betreuung pflegebedürftiger Demenzkranker mit einem Bleiberecht bis zum Tod, das auch vom SZ-Adventskalender schon bedacht wurde: Er spendete eine Sitzecke. Möglich wurde die neue Betreuungsform durch die finanzielle Unterstützung der Jacob und Marie Rothenfußer Gedächtnisstiftung. Anders als im Heim komme den Angehörigen in der Wohngemeinschaft ein besonderes Mitspracherecht zu. "Man kann es fast mit einer Elterninitiative vergleichen", beschreibt Reder die Arbeitsweise.
Angehörige entscheiden mit, was immer in der WG passiert -- bis hin zum möglichen Ausschluss eines Bewohners bei unüberwindbaren Problemen. Das Angehörigengremium trifft sich etwa alle zwei Monate. Da kann es schon mal vorkommen, dass stundenlang über die richtige Mineralwassersorte gestritten wird. Und natürlich wird hier auch geprüft, wer die Bewohnerinnen betreut und wie das geschieht.
"Das ist ein Paradigmenwechsel", findet Ulrike Reder. "Die Profis sind hier Gäste", sagt sie in Bezug auf das Pflegepersonal. "Alles ist aushandelbar. Die Angehörigen sitzen mit uns im Boot und müssen mit uns rudern."
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Das ging natürlich am Anfang nicht ganz ohne Probleme ab, "beide Seiten mussten lernen, aufeinander zuzugehen." Irene Lehrhuber ist eine der Angehörigen. Ihre Mutter kam vor zwei Jahren in die WG. Für die Tochter wäre es nie in Frage gekommen, die Mutter "in ein Doppelzimmer zu stecken". Sie empfindet die Rothenfußer Wohngemeinschaft "immer noch als Glücksgriff". Seit ihre Mutter hier lebt, sei sie "sanft wie ein Lamm -- früher konnte ich ihr nie etwas recht machen".
Die Mitarbeit in der Gemeinschaft bezeichnet sie als "angenehm", zudem habe sie viel über die Krankheit der Mutter gelernt. "Man bekommt hier erklärt, wie man mit der Mutter umgehen muss."
Reder und Lehrhuber berichten nur Positives vom Modellversuch. Reder sieht es gar als "Chance für die Gesellschaft", solche Wohnformen zu entwickeln. Einen Haken hat die Sache allerdings: Die Kooperation der Bauträger und Vermieter war bisher eher mangelhaft. Zwei Jahre lang musste Ulrike Reder nach geeigneten Räumen suchen. "Es ist eine Katastrophe in München", schimpft die Projektleiterin. Bauträger lehnten es ab, an die WG zu vermieten: "Sie halten es für die anderen Mieter für unzumutbar. Das ist ein Gesellschaftsproblem."
So war man schließlich um die Räume in der Chiemgaustraße froh -- wenn auch nur auf Zeit. Doch die Stiftung wollte sich langfristig nach einem Domizil umschauen, das auch baulich die Besonderheiten der Wohngemeinschaft widerspiegelt. Stiftungs-Vorstand Paul Rothenfußer ließ ein zweigeschossiges Haus entwerfen, in dem zwei Gruppen mit je sieben Bewohnern Platz haben werden. Nur bauen wollte es niemand. "Die Bauträger hatten Angst, dass die Nachbarn klagen könnten", sagt Ulrike Reder. Auch die Stadt München habe sie nicht optimal unterstützt, lediglich die Kontakte zu den Bauträgern vermittelt , "aber die Stadt muss ganz klare Ansagen machen, dass Wohngemeinschaften in Häuser integriert werden müssen."
Doch zum Glück traf die Geschäftsführerin von Carpe Diem bei ihren Gesprächen auf Christian Maly-Motta, Geschäftsführer der Guter Wohnungsbau Bauträger GmbH & Co. Betriebs-KG. Er, der als Zivi in einer geschlossenen Abteilung gearbeitet hatte, setzte sich persönlich für das Anliegen der Stiftung ein. Inzwischen ist der Baubeginn erfolgt, das Haus auf einem 1250 Quadratmeter großen Grundstück in der Messestadt Riem neben der Buga soll im Oktober bezogen werden. Ein erster Schritt, aber Paul Rothenfußer sieht die Gesellschaft zusätzlich in der Pflicht. "Wir wollen dahin wirken, dass die Verantwortung für die Demenzkranken gemeinsam getragen wird." Immerhin leben mehr als eine Million Betroffener in Deutschland.
Aus dem Wohnzimmer ist vielstimmiger Gesang zu hören. "Muss i denn zum Städtele hinaus." Zum Glück nicht.
SIE SIND JETZT AUF
Alzheimer-WG statt Pflegeheim
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WOHNEN: HINTERM SCHMUGGELSTIEG WIRD EIN BESONDERES HAUS ERRICHTET
Alzheimer-WG statt Pflegeheim
23.11.2006, 00:00 UhrJörg MalitzkiDie Wohngemeinschaft ist Teil eines Mehrgenerationenhauses, zu dem auch Wohnungen für etwa 30 Senioren sowie für 15 junge Familien und eine Beratungsstelle der Martha-Stiftung gehören.
Manchmal desorientiert? die k e r u v e, Gps-Uhr, hilft!
NORDERSTEDT/HAMBURG. Haben Sie's gesehen? Gestern Abend saß Jens Bruder, der Leiter der Norderstedter Beratungsstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen, zusammen mit Schlager-Papst Ralph Siegel und Top-Model Eva Padberg bei ZDF-Talker Johannes B. Kerner am Tisch. Der Mann, der in den 90er-Jahren auch Vorsitzender der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft war, hat über die Pflege von Demenzkranken berichtet und zudem deutlich gemacht, wieso er sich für die Einrichtung von Wohngemeinschaften von Alzheimer-Patienten einsetzt. In ganz Schleswig-Holstein gibt es bislang erst zwei dieser besonderen WGs. Doch vom kommenden Sommer an werden nun auch Demenzkranke aus Norderstedt die Möglichkeit haben, vor Ort in eine solche Institution zu ziehen.
Voraussichtlich im Mai soll an der derzeit noch im Bau befindlichen Straße Bärenhof, direkt hinter dem Norderstedter Schmuggelstieg, also am äußersten Rand des Hamburger Stadtgebietes, eine solche WG eröffnet werden. Träger der Einrichtung ist die 1849 gegründete Martha-Stiftung, die zum Diakonischen Werk Hamburg gehört, und die seit kurzem auch in Norderstedt aktiv ist. .
Acht Männer und Frauen mit demenziellen Erkrankungen sollen hier ein neues Zuhause finden. Jeder von ihnen wohnt in einem jeweils 26 bis 31 Quadratmeter großen Appartment mit eigenem Bad. Zum Gemeinschaftsbereich gehören ein großes Wohnzimmer, eine Wohnküche mit Esstisch und eine Terrasse. Mitarbeiter eines ambulanten Pflegedienstes sollen rund um die Uhr vor Ort sein, um die Menschen zu betreuen.
"Eine solche WG ist eine Alternative für alle, die eigentlich in einem Heim untergebracht werden müssten, weil sie zu Hause nicht mehr gepflegt werden können", sagt Wolfgang Janzen von der Martha-Stiftung. Alzheimer-Experte Jens Bruder hält Wohngemeinschaften für Demenzkranke vor allem aus zwei Gründen für sinnvoll: "Zum einen sind die Betreuer, im Gegensatz zum Pflegeheim, kontinuierlich mit den Kranken zusammen. Zum anderen ist die familiäre Kleinwelt einer Wohngemeinschaft eine Lebensform, die den Menschen vertrauter ist als ein Heim."
Billiger als in einem Pflegeheim ist eine Alzheimer-WG allerdings nicht. "Unterm Strich kommt man in etwa auf dieselben Kosten", sagt Wolfgang Janzen. Und obwohl bereits einige Norderstedter ihr Interesse bekundet haben, gibt es noch freie Zimmer.
Übrigens: Die Wohngemeinschaft ist Teil eines Mehrgenerationenhauses, zu dem auch das Wohnprojekt "De olen Smugglers" für etwa 30 (weitgehend gesunde) Senioren und Seniorinnen sowie Wohnungen für 15 junge Familien und eine Beratungsstelle der Martha-Stiftung gehören. Am kommenden Montag wird die Baugenossenschaft Fluwog-Nordmark, die für das Projekt verantwortlich ist, das Richtfest feiern. Zu den Gästen zählt dann unter anderem auch Ministerialdirektor Dieter Hackler, der als Abgesandter von Bundesfamilienminsterin Ursula von der Leyen die Bedeutung dieses zukunftsweisenden Projektes
Kölnische Runschau über WGCAFE
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1139127216698.shtml
Ein buntes Sammelsurium
Erstellt 05.02.06, 18:56h, aktualisiert 06.02.06, 10:12h
25 Frauen und Männer leben unter einem Dach - bei ständig wechselnder Zusammensetzung. In einem umgebauten Düsseldorfer Autohaus soll Deutschland größte Wohngemeinschaft entstehen.
Düsseldorf (dpa) - "Wenn jemand das zweite, dritte Mal bei uns am Tisch sitzt, frag' ich ihn, ob er hier wohnt." Im "WG-Café" in Düsseldorf kann man schnell mal den Überblick verlieren. 25 Frauen und Männer leben in einer großen Wohngemeinschaft auf 1500 Quadratmetern unter einem Dach - bei ständig wechselnder Zusammensetzung. In einem Monat sollen es schon 40 Mitbewohner sein. Vor einem Jahr hatte Klaus Moskop (42) die Idee zu "Deutschlands größter WG" und machte sich umgehend an deren Umsetzung. Nun ist ein umgebautes Autohaus samt angrenzender Wohnungen Heimstätte eines "bunten Sammelsuriums von Leuten".Das Herz der Wohngemeinschaft schlägt am großen Küchentisch. Hier sitzen allabendlich Anwälte, Studenten, Hartz-IV-Geld-Empfänger, Werber, Stahlhändler und der Chefkonditor eines großen Hotels zum gemeinsamen Essen zusammen. Hier klingt bei Altbier, Spanferkel und Zigarren der Tag aus. "Es ist bei uns so interessant, weil alle total unterschiedliche Charaktere sind", preist Natasha die Vorzüge ihrer "Patchwork-Familie" an. Die 24-jährige Hamburgerin ist vor vier Monaten zum Architekturstudium nach Düsseldorf gezogen. "Um Leute in neuer Umgebung kennen zu lernen, ist unsere WG ideal."
Auch "Herbergsvater" Klaus zieht nach einem Jahr stolz Zwischenbilanz: "Alle verstehen sich, es gab noch nie einen offenen Konflikt, und wir können uns vor Anfragen kaum retten." Mehr als 150 Bewerber würden auf der Warteliste stehen.
Kein Wunder, schließlich hat das "WG-Café" eine Menge Vorzüge. Für eine Miete zwischen 300 und 400 Euro pro Monat steht den "Kommunarden" Köchin, Putzkraft sowie freier Telefon- und Internetanschluss zur Verfügung. "Sauberkeit, Geldangelegenheiten, die Umverteilung von Diensten - wo es in anderen WGs Streit gibt, haben wir keine Probleme", erläutert Klaus sein All-inclusive- Angebot.
Während für den Internetunternehmer das Wohnexperiment eine Lebensaufgabe ist, betrachten die meisten das "WG-Café" als Durchgangsstation. "Mit der Idee, bis zum Sanktnimmerleinstag hier zu wohnen, kommt keiner hierher", sagt Alexander. Manchmal habe man schon das Bedürfnis nach etwas mehr Ruhe und Privatleben, pflichtet ihm Mitbewohnerin Nathalie bei. Das 19-jährige "WG-Nesthäkchen" macht derzeit ein Praktikum bei einem Düsseldorfer Theater und will noch "maximal ein Jahr" bleiben. Den Haustürschlüssel muss sie dann aber nicht abgeben: Allen Ex-Bewohnern steht das "WG-Café" jederzeit offen.
Doch egal, ob sie schon nach kurzer Zeit wieder ihre Koffer packen wollen oder sich für länger einrichten - von der Idee der Groß-WG sind alle Bewohner begeistert. "Hier ist der Zeitgeist. Für mich ist die WG eine Essenz der momentanen gesellschaftlichen Neuordnung", sagt WG-Senior Stefan. Nach der Trennung von seiner Familie hat der 45 Jahre alte Chirurg dort Unterschlupf gesucht, um nicht alleine zu sein. "Hier gibt es nicht nur Halli-Galli, sondern auch viele intensive Situationen."
Den Erfolg seines Wohnexperiments führt "WG-Papa" Klaus auf die veränderten Lebensbedingungen im 21. Jahrhundert zurück. Bei zunehmenden Berufs-Nomadentum und überteuerten Mieten werde die WG als Lebensform eine Renaissance erleben. "Diese Art des Wohnens wird in ganz Deutschland wieder entdeckt werden."
(Internet: www.wgcafe.de)
Berlin bei Tag und Nacht
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BERLIN - TAG & NACHT
Realtainment
- "Berlin - Tag & Nacht" - Spannende WG-Storys mitten in Berlin
- Das aufregende Leben außergewöhnlicher Charaktere
- Ab Montag, den 12. September 2011, werktags um 19:00 Uhr
Das neue Realtainment-Format "Berlin - Tag & Nacht" zeigt die aufregenden und spannenden Geschichten einer siebenköpfigen Wohngemeinschaft im szenigen Berlin. Freude, Leid, Kummer & Glück ranken sich um das Leben und die Träume der Berliner WG.
Sie sind jung, sie lieben Berlin und sie wohnen in der coolsten WG der Hauptstadt. Zusammen gehen die WG-Bewohner Ceylan, Marcel, Ole, Sofi, Meike, Joe, Alina und der WG-Dauergast Carlos durch dick und dünn. Und dabei wird es nie langweilig! Liebe, Eifersucht, lange Clubnächte und die Suche nach ihrem Platz im Leben – das ist "Berlin – Tag & Nacht"!
Sie sind jung, sie lieben Berlin und sie wohnen in der coolsten WG der Hauptstadt. Zusammen gehen die WG-Bewohner Ceylan, Marcel, Ole, Sofi, Meike, Joe, Alina und der WG-Dauergast Carlos durch dick und dünn. Und dabei wird es nie langweilig! Liebe, Eifersucht, lange Clubnächte und die Suche nach ihrem Platz im Leben – das ist "Berlin – Tag & Nacht"!


Kritischer WG-Rundgang vom Hausmeister Klaus
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Handelsblatt über WGcafe
http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-aller-welt/ein-buntes-sammelsurium-von-leuten/2609338.html?p2609338=2
HB DÜSSELDORF. „Wenn jemand das zweite, dritte Mal bei uns am Tisch sitzt, frag' ich ihn, ob er hier wohnt.“ Im „WG-Café“ in Düsseldorf kann man schnell mal den Überblick verlieren. 25 Frauen und Männer leben in einer großen Wohngemeinschaft auf 1500 Quadratmetern unter einem Dach – bei ständig wechselnder Zusammensetzung. In einem Monat sollen es schon 40 Mitbewohner sein.
Vor einem Jahr hatte Klaus Moskop (42) die Idee zu „Deutschlands größter WG“ und machte sich umgehend an deren Umsetzung. Nun ist ein umgebautes Autohaus samt angrenzender Wohnungen Heimstätte eines „bunten Sammelsuriums von Leuten“.
Das Herz der Wohngemeinschaft schlägt am großen Küchentisch. Hier sitzen allabendlich Anwälte, Studenten, Hartz-IV-Geld-Empfänger, Werber, Stahlhändler und der Chefkonditor eines großen Hotels zum gemeinsamen Essen zusammen. Hier klingt bei Altbier, Spanferkel und Zigarren der Tag aus. „Es ist bei uns so interessant, weil alle total unterschiedliche Charaktere sind“, preist Natasha die Vorzüge ihrer „Patchwork-Familie“ an. Die 24-jährige Hamburgerin ist vor vier Monaten zum Architekturstudium nach Düsseldorf gezogen. „Um Leute in neuer Umgebung kennen zu lernen, ist unsere WG ideal.“
Auch „Herbergsvater“ Klaus zieht nach einem Jahr stolz Zwischenbilanz: „Alle verstehen sich, es gab noch nie einen offenen Konflikt, und wir können uns vor Anfragen kaum retten.“ Mehr als 150 Bewerber würden auf der Warteliste stehen.
Kein Wunder, schließlich hat das „WG-Café“ eine Menge Vorzüge. Für eine Miete zwischen 300 und 400 Euro pro Monat steht den „Kommunarden“ Köchin, Putzkraft sowie freier Telefon- und Internetanschluss zur Verfügung. „Sauberkeit, Geldangelegenheiten, die Umverteilung von Diensten – wo es in anderen WGs Streit gibt, haben wir keine Probleme“, erläutert Klaus sein All-inclusive- Angebot.
Während für den Internetunternehmer das Wohnexperiment eine Lebensaufgabe ist, betrachten die meisten das „WG-Café“ als Durchgangsstation. „Mit der Idee, bis zum Sanktnimmerleinstag hier zu wohnen, kommt keiner hierher“, sagt Alexander. Manchmal habe man schon das Bedürfnis nach etwas mehr Ruhe und Privatleben, pflichtet ihm Mitbewohnerin Nathalie bei. Das 19-jährige „WG-Nesthäkchen“ macht derzeit ein Praktikum bei einem Düsseldorfer Theater und will noch „maximal ein Jahr“ bleiben. Den Haustürschlüssel muss sie dann aber nicht abgeben: Allen Ex-Bewohnern steht das „WG-Café“ jederzeit offen.
Doch egal, ob sie schon nach kurzer Zeit wieder ihre Koffer packen wollen oder sich für länger einrichten – von der Idee der Groß-WG sind alle Bewohner begeistert. „Hier ist der Zeitgeist. Für mich ist die WG eine Essenz der momentanen gesellschaftlichen Neuordnung“, sagt WG-Senior Stefan. Nach der Trennung von seiner Familie hat der 45 Jahre alte Chirurg dort Unterschlupf gesucht, um nicht alleine zu sein. „Hier gibt es nicht nur Halli-Galli, sondern auch viele intensive Situationen.“
Den Erfolg seines Wohnexperiments führt „WG-Papa“ Klaus auf die veränderten Lebensbedingungen im 21. Jahrhundert zurück. „Diese Art des Wohnens wird in ganz Deutschland wieder entdeckt werden.“