Von Gudrun Passarge
In der Münchner Rothenfußer-Wohngemeinschaft wohnen pflegebedürftiger Demenzkranke zusammen. Hier werden ihre Eigenheiten und die Angehörige entscheiden mit, was immer in der WG passiert.
"Sah ein Knab' ein Röslein stehen" singt die Frauenrunde, nicht immer mit dem richtigen Ton, nicht immer mit dem richtigen Text, aber mit viel Freude. Sechs Frauen mit schlohweißen Haaren, die meisten von ihnen im Rollstuhl, sitzen am riesigen Esstisch vor ihren Blümchen-Kaffeetassen und singen voller Freude. Eine siebte Frau, die jüngste in der Wohngemeinschaft, übt lautstarken Protest. Diese Art von Liedgut ist nicht nach ihrem Geschmack, sie bevorzugt Elvis. Alltag in der Rothenfußer-Wohngemeinschaft für verwirrte ältere seelisch behinderte Menschen in München.
Ulrike Reder ist Projektleiterin der Wohngemeinschaft und Geschäftsführerin des Vereins Carpe Diem, der die Betreuung in der WG stellt. "Das hier ist in erster Linie ein Ort des Wohnens, nicht des Gepflegtwerdens", sagt sie. Deswegen gestaltet jede Bewohnerin ihr Zimmer nach eigenen Wünschen, deswegen versuchen Betreuer und ehrenamtliche Helfer, einen ganz normalen Alltag mit den Seniorinnen zu leben. Sie helfen bei täglichen Arbeiten wie Kochen und Einkaufen und natürlich bei der Körperpflege. Die Bewohnerinnen, sie sind zwischen 60 und 90 Jahre alt, würden mit ihren biographischen Eigenheiten angenommen und akzeptiert.